Nachlese zur Herbstexkursion der Bezirksgruppe Dessau zur A 281 Schrägseilbrücke Bremen
Wie immer bei den Exkursionen unserer Bezirksgruppe starteten wir wie
gewohnt pünktlich um 5 Uhr von Dessau mit einem Bus des Busbetriebes Vetter
in Richtung Norden. Bei einem Zwischenstopp in Magdeburg, wo noch 3 Kollegen
aus Magdeburg zustiegen, war der Bus bis auf den letzten Platz gefüllt.
Unser diesjähriges Ziel war die Schrägseilbrücke im Zuge der A 281 in Bremen.
Die Bundesautobahn A 281 ist eine Fernstraßenbaumaßnahme der Bundesrepublik
Deutschland, so trägt auch der Bund den weitaus größten Teil der Gesamtkosten
von 600 Millionen Euro. Die Autobahn stellt künftig die nordwestliche Eckverbindung
zwischen den vorhandenen Autobahnen A 27 und A 1 dar.
Die gegenwärtige und prognostizierte Verkehrssituation in Bremen macht diesen
Neubau unumgänglich. Die Prognose für das Jahr 2015 lässt für die A 281
ein Verkehrsaufkommen von täglich 40.000 Fahrzeugen im mittleren und 69.000
Fahrzeugen im östlichen Streckenabschnitt erwarten. Der von uns besichtigte
Bauabschnitt soll im Januar2008 in Betrieb gehen, während die Gesamtbaumaßnahme
einschließlich Untertunnelung der Weser 2011 in Betrieb gehen soll.
Vor Ort wurden wir von Herrn Mirau von der Bremer Gesellschaft für Projektmanagement
im Verkehrswegebau (GPV) begrüßt. Die GPV hat eine vergleichbare Funktion
wie die DEGES und fungiert für das Projekt der A 281 als Bauherrenvertreter.
In sehr anschaulicher Form wurde uns das Brückenbauwerk und der aktuelle
Bautenstand erläutert.
Montage Hauptträger Schuss 7
Im Zuge des Neubaues einer Eckverbindung zwischen der BAB A27 und der BAB
A1 wird, im Bauabschnitt 2/1 das Bauwerk 2210 als Hochstraße mit den Bereichen
A (Länge 468,5 m), B (Länge 311,5 m) und C (Länge 342,0 m) errichtet.
Das Bauwerk besteht im Bereich A aus einem gemeinsamen Verbundüberbau für
beide Fahrtrichtungen, der durch eine Mittelkappe getrennt wird.
Der Verbundquerschnitt besteht aus 4 bzw. 5 Hauptträgern in Hohlkastenbauweise
mit geneigten Stegblechen. Als Unterstützung dienen Stahlbetonstützen mit
voutenartig aufgeweitetem Kopfbereich.
Die Gesamthöhe des Bauwerks beträgt 12,5m, die zwei aussenliegenden Pylone
ragen 50m gen Himmel. Die Hauptöffnung hat eine Länge von 127 m. Die Rückhalteseile
werden zügelartig in einer Rückverankerung in der Achse 180 vereint. Im
Bereich C wird der tragende Querschnitt des Bereiches A fortgeführt. Auf
Grund der Breite des Flughafendammes, der schiefwinkligen Kreuzung mit der
hier einmündenden Richard – Dunkel - Straße und den Gleisen zum BSAG - Gelände
wurde an dieser Stelle eine Schrägseilbrücke vorgesehen. Nach Fertigstellung
wird unterhalb des Bereiches C eine öffentliche Straße geführt, die Parkplätze
säumen werden.
Ansicht
Besichtigt wurde das 1122 m lange Brückenbauwerk parallel zur Hermann-Dunkel-Straße mit dem Kernstück der Schrägseilbrücke.
Besichtigung der Schrägseilbrücke
Die Schrägseilbrücke
hat einen asymmetrischen Aufbau, welcher eine interessante Konstruktion
zur Ableitung der Verankerungskräfte in den Untergrund zur Folge hat.
In einem Versuch wurden die Regen-Wind-Induzierten Schwingungen der Schrägseile
vor Ort demonstriert. Es wurde ein 8mm dünnes Seil, an dem längsten voll
verschlossnem Schrägseil der Brücke befestigt. Dieses Seil hat eine Länge
von 101 m, einen Durchmesser von 127 mm und ein Gewicht von 9.057 kg. Nur
mit der richtigen Schwingungszahl wurde das Seil mit relativ geringem Kraftaufwand
in Schwingung versetzt. In dem Versuch konnte demonstriert werden, dass
durch die eingebauten Schwingungsdämpfer sich die Schwingungen nach kurzer
Zeit wieder beruhigten und keine Gefahr für die Brücke besteht.
Nach dem Mittagessen in der Betriebskantine von Siemens ließ es sich der
Amtsleiter der Obersten Landesstraßenbaubehörde, Herr Mitz, nicht nehmen
uns zu begrüßen. Herr Mitz ist in Bremen neben seiner Funktion als Amtsleiter
auch als Vorsitzender der Landesvereinigung der VSVI Bremen tätig.
Das Originalflugzeug Junkers W 33 Bremen
Was vielen Teilnehmern der Exkursion in dem Umfang so nicht bekannt war
ist, dass Bremen nicht nur die Stadt der Bremer Stadtmusikanten ist sondern
auch hier auch die Luft- und Raumfahrt eine Heimatstadt hat. So konnten
wir uns zunächst in der Bremenhalle einige interessante Stücke der Luft
-und Raumfahrtgeschichte ansehen. So das Original-Junkersflugzeug W 33 mit
welchem 1928 den Flieger Hermann Köhl, James C. Fitzmaurice und Ehrenfried
Günter Freiherr von Hünefeld die erste Atlantiküberquerung von Ost nach
West gelang. Für uns als Bezirksgruppe Dessau ein besonderes Erlebnis.
In der Halle war auch das original Weltraumlabor Spacelab zu besichtigen,
welches unter anderen auch mit der Raumfähre Columbia an insgesamt 22 Weltraummissionen
teilgenommen hat und in dem 149 Astronauten gearbeitet und geforscht haben.
Das Original Weltraumlabor Space-lab
Danach ging es auf das Gelände der EADS SPACE-Werke wo Module der Weltraumstation
ISS und Raketenstufen der Trägerrakete Ariane V gefertigt werden. Mit einer
Multivisions-Show wurden wir auf die Leistungen der EADS und das Leben im
Weltraum eingestimmt. Wir konnten uns in einem eins zu eins Model, den europäischen
Teil der Raumstation ISS, das Forschungsmodul „Columbus“ von innen ansehen.
Die Geräumigkeit dieses Teils der Weltraumstation hat doch überrascht und
man konnte hautnah erleben wie die Astronauten auf der ISS leben, arbeiten
und schlafen.
Von dem Modul aus konnte man in den Cleanraum der EADS SPACE sehen in dem
gerade die Raketenstufen der Ariane V montiert wurden. In einer anderen
Fertigungshalle war das Model des europäischen Raumgleiters „Phoenix“ im
Maßstab 1:7 zu sehen, mit welchem schon erste ferngesteuerte Flug- und Landeversuche
unternommen worden sind.
Bei der Fahrt über das Gelände der EADS SPACE konnten wir auch sehen, dass
hier in Bremen ein Teil der Airbus-Tragflächenfertigung erfolgt. Die Flügel
werden in London vormontiert, in Bremen komplett ausgerüstet und schließlich
zur Endmontage nach Toulouse gebracht. Der Transport erfolgt mit dem russischen
Großraumflugzeug AN 124. Auch wenn für eine Besichtigung von Bremens Innenstadt
die Zeit fehlte, waren sich alle einig, dass man Bremen durchaus noch einmal
einen Besuch abstatten sollte und sich dafür genügend Zeit nehmen muss um
die schöne und geschichtsträchtige Stadt zu erkunden.
Am Steinhuder Meer
Die Rückfahrt führte uns über das Steinhuder Meer zurück nach Dessau. Dort
klang der Tag bei einem Abendessen aus. Der Weg zur Gaststätte führte natürlich
über das Wasser. Bei einer Bootsfahrt auf 2 Segeljollen ließen wir den doch
recht steifen und kalten Nordwind um die Nase wehen, um zum „Wirtshaus am
Ostenmeer“(Paulanergarten) zu gelangen. Wer nun dachte hier mit Fisch aus
dem Steinhuder Meer bewirtet zu werden, lag gründliche daneben. Die traditionelle
Überraschung war, dass es passend für den Oktober und dem gleichnamigen
Fest eine zünftige Schweins-Hax`n als Abendessen gab und bei einem oder
anderen Bier der Abend gemütlich ausklang.
Der besondere Dank aller Teilnehmer gilt Axel Kaiser mit seinen Mitstreitern
für die in gewohnter Art und Weise eine perfekte Organisation der Fachexkursion
und Herrn Mirau von der GPV mit seinen Bremer Fachkollegen für die Gastfreundschaft.
Michael Hönig